<Nachtschatten> Das ist ja wie Kraut und Rüben, wer soll da noch durchblicken? – Gedanken zur schieren Übermacht an Mods
Das Thema dieses Artikels sind Mods. Modifikationen von Szenarien sind zur Zeit sehr beliebt, wie man auch am CCAN-Screenshot weiter unten sehen kann. Ich werfe mal in den Raum: Nimmt das denn nicht Überhand? Fakt ist, Mods gab es schon immer. Da bekenne ich mich auch gerne selbst schuldig, ich habe früher meine eigenen Versionen von Divine Prophecy, Straßen von Clonkago und vielen weiteren Szenarien gehabt und gespielt. So eine Mod ergibt sich ja auch fast von selbst. Man mag ein bestimmtes Szenario sehr gern, und spielt es deshalb oft und ausgiebig. Dabei fällt einem hier ein kleiner Fehler auf, dort ist noch etwas verbesserungsfähig, das Balancing könnte noch einen Tick besser sein… es sind oft Kleinigkeiten. Und so eine Kleinigkeit ist auch schnell geändert. Eine kleine Ausbesserung, ein schneller Patch, und schon entspricht das Szenario genau deinen Vorstellungen…
Und voller Freude erhöhst du die Versionsnummer, fügst noch deinen Nicknamen hinzu, und lädst das Ding auf’s CCAN. Aber die Frage ist: War das jetzt eine gute Sache ™?
Im Extremfall geht die Geschichte des Szenarios folgenden Weg: Deine Version gefällt genug anderen, und jemand davon kommt auf die Idee, deine Mod wiederum zu verändern. Daraus entsteht seine eigene Version, die er ebenfalls veröffentlicht. Wenn wir das weiterspinnen, kommen wir irgendwann z.B. bei „Blackfield v3.2 EXTREME Twonky Edition Dr.Stupid Edit GREEN Style by Jens“ an. Außer, dass da sowieso keiner mehr durchblickt, fragt man sich: Bei diesen ganzen Mini-Änderungen, warum denkt jeder er hätte jetzt etwas vollbracht und möchte es der ganzen Welt zeigen?
Eine andere Möglichkeit ist, dass verschiedene Spieler auf verschiedene Ideen zur Verbesserung kommen. Das ist dann so eine Situation, in der man auf dem Masterserver fünfundzwanzig Versionen von Battlefield sieht, jede mit ihren eigenen drei Änderungen, aber doch wieder mit allen möglichen Schwächen. Und jeden Tag sprießen neue nach. Wie soll man sich da eigentlich noch entscheiden, welcher Runde man beitreten soll?
Wenn wir ehrlich sind, wäre es bei den meisten Mods im Umlauf wahrscheinlich sinnvoll gewesen, die Verbesserungen als Vorschlag an den ursprünglichen Autor zu senden. Warum? Nun ja, der Autor ist mit Sicherheit dankbar für konkrete Vorschläge. Gut, manche werden ihm aus diversen Gründen nicht gefallen. Aber bei den meisten wird er sagen „Oh, daran hab ich noch gar nicht gedacht“, und deinen Vorschlag einbauen.
Wie sieht die Situation jetzt aus? Viele Vorschläge sind gar nicht erst zu eigenständigen Mini-Mods geworden, also haben wir einige wenige Versionen des Szenarios. Die dürften sehr ausgereift sein, im Vergleich zu den Mini-Mods – immerhin steckt in ihnen so viel Arbeit, wie in allen Mini-Mods zusammen. Eine solche Version könnte man als „Best Of“ aller Mods ansehen. Und das Beste zum Schluss: Zu deinem Ruhm kommst du trotzdem! Der ursprüngliche Autor ist ja kein Unmensch, und nimmt dich sicher gerne in die Danksagungen auf, schließlich hast du dir das mit den guten Vorschlägen auch verdient.
Jetzt kommt noch das große aber: Es kann trotzdem sinnvoll sein, an einer Mod zu arbeiten und sie zu veröffentlichen. Eine klare Grenze kann man hier nicht so recht ziehen. Aber hier ein paar typische Fälle:
Es kann sein, dass du (vielleicht sogar mit einem Team) große Änderungen oder Erweiterungen vor hast. Dann ist es zwar noch so, dass man Gemeinsamkeiten zwischen Mod und Original erkennt, aber vieles ist anders. Hier kann man vermutlich nicht erwarten, dass der Autor alle (oder zumindest die meisten) Änderungen übernimmt, und es ist wohl gerechtfertigt, das als eigenständige Version anzusehen. Ein anderer Fall ist, wenn das Szenario seit längerer Zeit nicht gepflegt wurde. Vielleicht, weil der Originalautor es aufgegeben hat, oder weil er sich von Clonk zurückgezogen hat. Vielleicht ist er sogar gar nicht mehr erreichbar. Da kann man ruhigen Gewissens seine eigene, neue Version verbreiten.